Autor - Josef Stadler
Die Berichtssaison des 1. Quartals ist bereits weit fortgeschritten. Auf den ersten Blick scheint alles noch ruhig zu sein und die Ergebnisse weichen nicht stark von den vergangenen Quartalen ab. Wenn man aber die Situation genauer analysiert, lässt sich durchaus erkennen, dass der Zolltsunami von Trump schon erste Spuren hinterlassen hat. Wir werfen einen Blick auf die Ergebnisse dieses 1. Quartals und stellen fest, dass Unsicherheit und Volatilität an den Ausblicken deutlich festgemacht werden können. Daher sind wir in unserer Positionierung auch vorsichtiger geworden.
Mehr als 90% der S&P 500 Unternehmen haben bereits ihre Ergebnisse für das erste Quartal 2025 veröffentlicht. In Europa sind es rund 75% der Unternehmen im STOXX Europe 600 Index. Zusammenfassend könnte man sagen, dass die Ergebnisse kaum von den Berichtssaisonveröffentlichungen der Vorquartale abweichen.
Die Gewinne in den USA sind im Jahresvergleich (Q1 2025 vs Q1 2024) um rund 12% gestiegen, während sie in Europa um rund 2% tiefer lagen. 77% der US-Unternehmen, die bisher berichtet haben, konnten die Gewinnerwartungen übertreffen. In Europa waren es hingegen nur rund 60% (Quelle: Bloomberg, 15. 5. 2025). Das sind ähnliche Trefferquoten wie in der Vergangenheit.
Verblassender Glanz
Auf Sektorenebene fiel das Gewinnwachstum vor allem bei den Kommunikations-service-Dienstleistern im IT-Bereich und den Pharmaunternehmen sehr stark aus. Das Wachstum bei den „Magnificent Seven“ (der nach Marktkapitalisierung größten US-Techunternehmen) lag im ersten Quartal 2025 im Vergleich zu den restlichen S&P 500 Unternehmen immer noch rund 20% höher. Vor einem Jahr war dieser Unterschied allerdings noch bei mehr als 50% (Quelle: Bloomberg, 15. 5. 2025).
Wenig überraschend war, dass das Wachstum im Energiesektor sowohl in den USA als auch in Europa sich stark negativ zeigte. In Europa war zudem das Negativwachstum im wichtigen Automobilsektor ein Hemmschuh im Hinblick auf die Gewinnentwicklung.
Auffällig ist jedenfalls die Tatsache, dass die Reaktion auf positive Gewinn-überraschungen im Median mit einem Kursplus (relativ zur Marktbewegung) von +0,3% bescheiden ausfiel. Negative Gewinnüberraschungen wurden im Median hingegen mit einem Kursrückgang von -2,4% (relativ zum Markt) stärker abgestraft (Quelle: Bloomberg, 15. 5. 2025). Investoren reagieren bei positiven Überraschungen zurückhaltender und bei negativen Ereignissen nervöser als in der Vergangenheit.
Der von Donald Trump initiierte Handelsstreit sorgte zuletzt nicht nur für Volatilität an den ohnehin nervösen Finanzmärkten, sondern beeinflusste auch die laufende Berichtssaison. Die wenigsten Unternehmensvertreter trauen sich im aktuellen Umfeld zu, einen halbwegs aussagekräftigen Ausblick zu geben, was das Leben der Analysten jedenfalls noch schwieriger machen wird.
Prognosen? - Fehlanzeige
Am 15. 5. präsentierte der größte US-Einzelhändler solide Zahlen fürs erste Quartal, warnte aber zugleich, dass die Zollpolitik der Regierung Trump und die daraus entstandenen wirtschaftlichen Unsicherheiten zu Preiserhöhungen führen werden. Das Unternehmen entschied sich im Analysten-Call keine Prognose für die Gewinnentwicklung im laufenden Quartal abzugeben. In einem Statement verwies das Unternehmen darauf, dass die Entwicklungen in den Handelsgesprächen, die sich wöchentlich und in einigen Fällen täglich ändern, eine halbwegs seriöse Prognose unmöglich machen.
Von den Analysten wird hingegen erwartet, dass sie weiterhin ihre Gewinnschätzungen für die Unternehmen veröffentlichen. Es ist davon auszugehen, dass diese stärker als in der Vergangenheit schwanken und manche Analysten länger brauchen, um ihr Zahlenwerk zu veröffentlichen. Wir bei Kathrein vertrauen daher nur auf qualitätsgeprüfte Analysten und achten bei der Titelauswahl auf die Aktualität der Gewinnschätzungen.
Unsicherheiten bleiben bestehen
Auch wenn die Berichtssaison noch wenig negative Überraschungen gebracht hat (man darf nicht vergessen, dass die Auswirkungen der US-Zollpolitik darin noch nicht abgebildet ist), werden zwei Aspekte deutlich:
Wir sind in unserer Positionierung vorsichtiger geworden, da die Unsicherheiten weiter zugenommen haben und sich auch die Stimmung an den Märkten eingetrübt hat.
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