Autor - Harald Holzer, CIO Kathrein Privatbank
Neben der EZB hat nun auch die Fed die Zinsen gesenkt, und zwar in einem für die Fed ungewöhnlich großen Schritt von 0,5%. Insgesamt sorgten die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen für gemischte Reaktionen an den Kapitalmärkten. Während die US-Inflationsdaten im Rahmen der Erwartungen oder leicht darüber veröffentlicht wurden, blieben drastische Marktreaktionen aus. Die Gesamtinflation liegt bei 2,5%, die Kerninflation bei 3,2% (Quelle: Bloomberg, Stand: 12.9.2024) – Werte, die noch immer über dem Zielwert der US-Federal Reserve von 2% liegen. Bemerkenswert ist die Hartnäckigkeit der Kerninflation (die Nahrungsmittel und Energie) ausklammert. Dies untermauert, dass die US-Fed aus Sicht der Preisstabilität keinen dringenden Handlungsbedarf sieht, die Zinsen massiv zu senken. Da die US-Fed, im Gegensatz zur EZB, aber ein doppeltes Mandat hat, welches auch den Arbeitsmarkt umfasst, sind von dieser Seite sehr wohl Signale zur Zinssenkung erkennbar.
Sinkende Zinsen
EZB als auch die Fed haben also nun Zinsen gesenkt. Wird das reichen, um eine mögliche Rezession in den USA abzuwenden? Die zunehmenden Rezessionssorgen in den USA basieren vor allem auf steigenden Arbeitslosenzahlen, obwohl die Quote mit 4,2% (Bloomberg, Stand: 12.9.2024) immer noch relativ niedrig ist. Die Kombination aus schwachem globalem Wirtschaftswachstum und politischer Unsicherheit hat zusätzlich das Risiko einer Rezession erhöht. Daher reagieren die Märkte nach Allzeithochs im Sommer mittlerweile sehr sensibel auf die Veröffentlichung neuer Inflations- oder Arbeitsmarktzahlen. Aus unserer Sicht ist „nur“ eine Abkühlung der Wirtschaft zu erwarten, die aber nicht in einer Rezession enden wird.
Nicht mehr nur Tech
Die jüngsten Rückgänge bei Technologieaktien, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, spiegeln die wachsende Skepsis wider, ob nachhaltige Gewinne erzielbar sind. Die anfängliche Begeisterung weicht der Erkenntnis, dass profitable Geschäftsmodelle erst etabliert werden müssen. hervorzuheben ist, dass insbesondere in den USA erwartet wird, dass auch Unternehmen abseits der Magnificent Seven wieder verstärkt zum Gewinnwachstum des S&P 500 beitragen. Das Gewinnwachstum in Höhe von rund 11,5% wurde im zweiten Quartal 2024 nicht nur von IT-Riesen befeuert, sondern auch von Unternehmen in den Sektoren Finanzdienstleistungen, Gesundheit und Versorgung (Utilities). Auch die Zahl der Unternehmen im S&P 500 die über ihrem 200 Tages Moving Average notieren liegt aktuell deutlich über 50% (Bloomberg, Stand: 12.9.2024).
Trotz der Unsicherheiten bleibt unsere Aktienquote übergewichtet, da wir keinen starken Abschwung erwarten - insbesondere in den USA. Unterbewertete Small Caps bieten eine interessante Beimischung und sollten von sinkenden Zinsen profitieren. Bei Anleihen haben wir die Laufzeiten in Europa und den USA erhöht und inflationsgeschützte Anleihen hinzugenommen.
Diese Information stellt eine Marktübersicht und die Marktmeinung der Kathrein dar. Sie stellt keine Finanzanalyse dar und beinhaltet keine direkte oder indirekte Empfehlung für den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder einer Anlagestrategie.
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