Autor - Wilhelm Celeda, CEO Kathrein Privatbank
Die Kapitalmärkte stehen vor einem spannenden Jahr 2025. Entscheidend wird nicht nur der Ausgang der US-Wahlen sein, sondern auch, wie die US-Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren. Die Märkte zeigen sich aktuell optimistisch: Die Einkaufsmanagerindizes in den USA liegen gesamt über 50, was auf Wachstum hindeutet (Quelle: NDR Research, Stand: 2.10.2024). Während der Dienstleistungssektor floriert, bleibt das verarbeitende Gewerbe aber v.a. in Europa unter Druck. Die Gewinnerwartungen der Unternehmen für nächstes Jahr zeigen allerdings in den USA nach oben. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA ist weiterhin niedrig – die Inversion der Zinskurve hat sich nach zwei Jahren verflüchtigt. Ein weiteres erfreuliches Signal ist das Absinken der Inflation. Bis Herbst 2025 wird in der Eurozone eine Inflation von 2% und in den USA eine von 2,2% erwartet (Quelle: NDR Research, Stand: 2.10.2024).
Entscheidungen der Fed und ihre Auswirkungen
Die jüngste, überraschende Zinssenkung der Fed um 50 Basispunkte zeigt das entschlossene Handeln der US-Notenbank, die Rezessionssorgen damit zu zerstreuen versucht. Der Zinssenkungszyklus hat begonnen, was in der Vergangenheit oft positive Auswirkungen auf die Aktienmärkte hatte. Seit 1970 sind die US-Aktienmärkte in 11 von 12 Zinssenkungszyklen gestiegen (Quelle: NDR Research, Stand: 2.10.2024). Die Präsidentschaftswahlen könnten kurzfristig für Unsicherheiten sorgen. Historisch gesehen haben jedoch die monetäre und fiskalische Politik einen größeren Einfluss auf den Aktienmarkt als die Frage, welche Partei gewinnt. Eine stabile Geldpolitik könnte das Vertrauen der Anleger stärken, unabhängig davon, wer ins Weiße Haus einzieht. Das enorme Budgetdefizit der USA könnte aber mittelfristig zu einem Problem werden.
Unsicherheiten durch politische Spannungen
Wenn etwas die Märkte negativ beeinflussen könnte, dann sind das exogene Faktoren wie der Nahostkonflikt, der Auswirkungen auf den Ölpreis haben könnte. Ein Anstieg der Ölpreise aufgrund eines Krieges in Nahost könnte die Inflation wieder anheizen und die Aktienmärkte unter Druck setzen. Die US-Wahlen könnten ein knappes Ergebnis bringen, und mögliche Konflikte um das Wahlergebnis – insbesondere, wenn Trump eine etwaige Niederlage nicht eingestehen möchte – könnten zu Marktturbulenzen führen.
Europa und China im Dilemma
Im Vergleich zu den USA hinkt Europa in der Wirtschaftsentwicklung hinterher. Niedrigere Bewertungen europäischer Aktien könnten eine Investitionschance darstellen, haben aber oft auch gute Gründe. Hier muss man genau hinschauen, bevor man vermeintlich „günstig“ bewertete Titel einkauft. Deutschland – Europas größte Volkswirtschaft steckt in einer Rezession. Viele große Unternehmen in Europa sind stark von der Konjunktur abhängig, dazu kommt, dass die KI-Story in Europa wenig Protagonisten kennt. Der Unterschied in den Leitzinsen zwischen den USA und der Eurozone wird sich bis Jahresende voraussichtlich verringern, und im Laufe des nächsten Jahres wird diese Entwicklung aller Voraussicht nach weitergehen. Ob das Konjunkturfeuerwerk, dass China unlängst entfacht hat, nachhaltig die Märkte anspornen kann, bleibt abzuwarten. Die strukturellen Probleme werden damit nicht zu lösen sein.
Vorsichtiger Optimismus und Wachsamkeit
Eine Rezession in den USA zeichnet sich nicht ab, und die Gewinnerwartungen der Unternehmen sind optimistisch. Dazu kommt, dass historisch gesehen, der US-Aktienmarkt (gemessen am S&P 500) im Zinssenkungszyklus um mehr als 20 % gestiegen ist (Quelle: NDR Research, Stand: 29.9.2024). Dies deutet auf ein positives Umfeld für Aktien in bis zum Jahresende und darüber hinaus hin. Trotz aller positiven Signale sollten Anleger v.a. die geopolitischen Unsicherheiten nicht außer Acht lassen. Die möglichen politischen Turbulenzen in den USA sollten die Märkte allerdings, wenn überhaupt, nur kurzfristig in ihren Bann ziehen.
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