Die Themen, die 2025 die Finanzmärkte bewegen werden

14.01.2025

Die Themen, die 2025 die Finanzmärkte bewegen werden

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Autor - Harald Besser, Harald Holzer, Andreas Weidinger, Josef Stadler

Besser Harald

Wie wird sich die steigende Staatsverschuldung auf die Fiskalpolitik auswirken?

Die Fiskalpolitik steht sowohl in den USA als auch in Europa im Jahr 2025 vor erheblichen Herausforderungen. Schwaches Wirtschaftswachstum, politische Unsicherheiten und hohe Verschuldung prägen das Bild, während notwendige Haushaltskonsolidierungen umgesetzt werden müssen. Ein zentraler Aspekt ist die Herausforderung der Ausgabenkürzung, die in beiden Regionen wirtschaftliche Impulse für 2025 erheblich dämpfen dürfte.

Die Fiskalpolitik in den USA wird durch enorme Defizite und politische Polarisierung belastet. Das Haushaltsdefizit wird voraussichtlich bei über 7,5 % des BIP liegen, während die Gesamtschuldenquote 2026 über 120 % des BIP steigen könnte (Bloomberg, 10.1.2025). Die Zinsbelastung ist bereits der zweitgrößte Ausgabenposten, was die fiskalische Flexibilität erheblich einschränkt.

In Deutschland steht die Einhaltung der Schuldenbremse trotz schwächster Konjunkturaussichten seit Jahren im Fokus. Die daraus resultierenden Ausgabenkürzungen lassen wenig Spielraum für wachstumsfördernde Maßnahmen. Frankreich plant, mit einem Einsparvolumen von 50 Milliarden Euro das Haushaltsdefizit 2025 auf 5,0 bis 5,5 % des BIP zu reduzieren. Zusätzlich wurde ein Nachtragshaushalt in Höhe von 11 Milliarden Euro für 2024 beschlossen. Österreich sieht sich mit einem gestiegenen Konsolidierungsbedarf von 15 Milliarden Euro bis 2028 konfrontiert. Die wirtschaftliche Schrumpfung seit 2023 sowie umfangreiche pandemiebedingte Hilfsprogramme und Klimaschutzinvestitionen belasten den Staatshaushalt. Die neue Regierung steht vor unpopulären Entscheidungen, die jedoch notwendig sind, um langfristige Stabilität zu gewährleisten. Auch hier sind wachstumsfördernde Impulse begrenzt, da die Priorität auf der Haushaltsdisziplin liegt. In Großbritannien herrscht Unsicherheit auf den Anleihenmärkten. Die geplanten Steuererhöhungen haben Unternehmen und Verbraucher stark belastet. Die hohen Anleiherenditen spiegeln das Misstrauen der Investoren wider, was das britische Pfund weiter unter Druck setzt.

Sowohl Europa als auch die USA stehen vor komplexen fiskalischen Herausforderungen, die tiefgreifende Reformen und politischen Konsens erfordern. Während Europa versucht, wachstumsfreundliche Sparmaßnahmen umzusetzen, kämpfen die USA mit strukturellen Problemen und einem Mangel an fiskalischer Disziplin. Investoren sollten sich auf volatile Finanzmärkte und potenzielle Risiken einstellen, während die Auswirkungen dieser fiskalischen Unsicherheiten auf die langfristige Wirtschaftsstabilität abzuwarten bleiben. (Harald Besser)

Werden US-Zölle den globalen Handel ausbremsen?

Eine der zentralen Fragen für 2025 wird sein, inwieweit US-Präsident Trump Zölle einführen wird. Seine Drohungen, Importe aus Mexiko und Kanada mit 25 % zu taxieren sowie Waren aus Europa und China mit zehn Prozent oder deutlich mehr Zoll zu belegen, lassen Ökonomen erschaudern und erinnern an die 1930er-Jahre. Das historische Beispiel des Smoot-Hawley-Acts könnte sich wiederholen. Damals brach der Welthandel von 1929 bis 1934 um 66 % ein, nachdem die USA Zölle von bis zu 40 % auf 40.000 Waren eingeführt hatten und die Handelspartner mit Vergeltungszöllen reagiert hatten. Die Wiederholung eines derartigen Szenarios wäre Gift für die globalen Aktienmärkte. Wir glauben aber nicht, dass es so weit kommt. Die FED und andere Notenbanken würden heute im Falle einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums mit expansiver Geldpolitik gegensteuern. Damals war man hier viel zu zögerlich. Und auch Präsident Trump würde bei sich abschwächendem Wirtschaftswachstum und steigender Arbeitslosigkeit Anpassungen durchführen, da ihm seine Popularität sehr wichtig ist.

Man sollte auch nicht vergessen, dass sich der Welthandel derzeit auf einem absoluten Hoch befindet und trotz „Nearshoring“ und Verlagerungen weg von China blüht. (Harald Holzer)

Holzer Harald
Weidinger Andreas v2

Was können wir von den Notenbanken erwarten?

Die Euphorie bezüglich weiterer Leitzinssenkungen ist zurückgegangen, insbesondere wenn wir über die amerikanische Notenbank sprechen. Für den USD ist momentan eine Zinssenkung eingepreist, wobei wir sogar davon ausgehen, dass vielleicht 2025 angesichts der guten Konjunktur in den USA und den aktuellen Inflationsraten womöglich gar keine kommt. Die Inflation ist in den USA wieder angestiegen – die Werte waren also im September 2024 schon tiefer. Dazu kommt, dass die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energie) noch höher ist und bisher nie unter 3 % gedrückt werden konnte.

Etwas anders ist die Situation für die Euro-Länder: Ja, die Inflationsraten sind in den einzelnen Euro-Ländern als auch für den gesamten Euro-Raum durchwegs tiefer als in den USA. Nichtsdestotrotz gilt auch hier: Die Kerninflation ist etwas höher als die Inflation für den gesamten Warenkorb, wobei bei der Kerninflation für den Euro-Raum auch Tabak und Alkohol neben Nahrungsmitteln und Energie nicht berücksichtigt werden. Beide Raten zeigen momentan eine Jahresveränderung von über 2 % auf. Die EZB hat also ihr Inflationsziel in der Höhe von 2 % noch immer nicht erreicht. Etwas anders ist die Wirtschaftslage im Euro-Raum, vor allem Deutschland schwächelt und der Preisauftrieb ist daher für 2025 etwas gedämpft. In Summe sind wir nicht so optimistisch in Bezug auf die Zinssenkungen wie der Markt (der bis zu vier Zinssenkungen einpreist), wir glauben, dass sich insbesondere die Inflation bei Dienstleistungen als hartnäckig erweisen wird.

Auch für AUD, CAD, GBP und CHF werden niedrigere Leitzinsen eingepreist. Einzige Ausnahme ist momentan Japan: Dort werden zwar höhere Leitzinsen erwartet, aber selbst dort sollte der Leitzins weiter unter 1 % bleiben. (Andreas Weidinger)

Wird KI weiterhin das Thema Nr. 1 bei Investoren sein?

Während im vergangenen Jahr das Thema „Künstliche Intelligenz“ vor allem im Technologiesektor „gespielt“ wurde und eine Handvoll Tech-Unternehmen im Fokus der Anleger standen, wird sich der Kreis der möglichen KI-Profiteure voraussichtlich deutlich erweitern. Die Investitionen in Hardware, Infrastruktur und Software haben im letzten Jahr enorm zugenommen. Diese Ausgaben müssten sich á la longue auch rechnen, sprich monetarisieren. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an KI-unterstützten Anwendungsmöglichkeiten und Geschäftsmodellen, die auf den Markt drängen.

Stellt man ChatGPT die Frage: „Welche Sektoren profitieren in den nächsten fünf Jahren am meisten vom Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI)?“, so erhält man folgende Reihung:

  1. Gesundheit
  2. Finanzdienstleistungen
  3. Verkehr
  4. Handel
  5. Verarbeitendes Gewerbe

Der Einfluss Künstlicher Intelligenz (KI) auf das Wirtschaftswachstum in den nächsten fünf Jahren wird von den unterschiedlichen Wirtschaftsforschungsinstituten und privaten Beratungsunternehmen auf 1,2 % bis 1,5 % p.a. geschätzt. Nicht nur Produktivitätssteigerungen, sondern auch die Schaffung neuer Märkte und Produkte werden als Gründe für diese optimistischen Prognosen genannt.

Das sind positive Aussichten auch für Unternehmen abseits von „Big Tech“. (Josef Stadler)

Stadler Josef

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