Autor - Harald Besser
Die globalen Finanzmärkte erlebten in den letzten Tagen eine bedeutende Verkaufswelle, die vor allem japanische Aktien stark beeinträchtigte.
Mehrere Faktoren haben zu einem komplexen und schwierigen Marktumfeld geführt, das Investoren vor große Herausforderungen stellt.
Japans Aktienmärkte unter Druck
Der japanische Topix-Index ist seit seinem Rekordhoch im letzten Monat um 24% gefallen. Der Nikkei 225 erlitt seinen schlimmsten eintägigen Rückgang, da das Vertrauen der Investoren schlagartig schwand. Diese dramatischen Verluste wurden größtenteils durch die Zinserhöhung der Bank of Japan am 31. Juli ausgelöst. Diese Maßnahme führte zu einem sprunghaften Anstieg des Yen, was die Gewinnprognosen für Exporteure erheblich belastete. Yen-finanzierte Carry Trades, die in Zeiten niedriger Volatilität bei Investoren beliebt waren, wurden aufgelöst, da die höheren Zinssätze die Attraktivität dieser Strategie verringerten. Dies trug weiter zur Panik und zum Abverkauf an den Märkten bei.
US-Technologiewerte und AI-Euphorie
Auch die US-Märkte blieben von diesem globalen Trend nicht verschont. Insbesondere die hoch bewerteten US-Technologiewerte gerieten unter Druck. Der Nasdaq 100 Future verzeichnete den schlechtesten Eröffnungstag seit vier Jahren. Die Euphorie um Künstliche Intelligenz (AI), die die Technologieaktien in den letzten Monaten angetrieben hatte, beginnt abzuflachen. Dies führt zu einer Neubewertung vieler Tech-Werte, insbesondere vor dem Hintergrund einer möglichen wirtschaftlichen Abschwächung.
Rückschlag in einem Bullenmarkt?
Betrachtet man die Anzahl der Tage ohne eine Korrektur in der Höhe von 10% auf Basis vom MSCI ACWI Index, so zeigt sich, dass die aktuelle Bewegung überfällig war. Ein Risiko eines Bärenmarktes sehen wir aus heutiger Sicht nicht. In historischen Analysen war die aktuelle Bewegung eher im Zusammenhang mit unvorhersehbaren Ereignissen wie der Lehman-Krise oder militärischen Eskalationen zu beobachten – dies ist aktuell nicht der Fall. Selbst die Spannungen zwischen Israel und dem Iran spielen derzeit eine untergeordnete Rolle. Ein Blick auf die Rohölpreise Brent und WTI spiegelt dies ebenfalls wider. Rezessionsängste scheinen zu überwiegen, da auch der Rohölpreis nachgibt – eine drohende Eskalation im Nahen Osten würde sich in steigenden Preisen niederschlagen.
Arbeitsmarktdaten in den USA
Schwächer als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten in den USA haben eine hitzige Debatte darüber entfacht, ob die Wirtschaft in eine Rezession abrutscht. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli an, was teilweise auf eine anhaltende Normalisierung des Arbeitsmarktes nach der Pandemie zurückgeführt wird. Einige Marktanalysten fordern eine rasche und signifikant Zinssenkung durch die Federal Reserve. Eine Senkung um einen Prozentpunkt auf 4,25%-4,5% bis zum Ende des Jahres wird als notwendig erachtet, um wirtschaftliche Schäden zu vermeiden. Die Zinssatz-Futures deuten darauf hin, dass der Markt mit einer Senkung der Zinssätze um über 200 Basispunkte bis Ende 2025 rechnet, was die Fed Funds Rate auf nahe 3% bringen würde.
Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist zwar gestiegen, bleibt aber im Vergleich zu den vergangenen Monaten weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Ein weiterer rasanter Anstieg würde eine deutliche Eintrübung des makroökonomischen Bildes verlangen. Eine baldige Zinssenkung der US-Federal-Reserve käme der US-Wirtschaft aus unserer Sicht zugute, um einer weiteren Eintrübung zumindest entgegenzuwirken.
Globale politische Spannungen
Neben den wirtschaftlichen Unsicherheiten tragen auch geopolitische Spannungen zur Marktvolatilität bei. Israel bereitet sich auf mögliche Angriffe des Iran und von regionaler Milizen vor, nachdem führende Vertreter der Hisbollah und der Hamas ermordet wurden. Die USA entsenden defensive Verstärkungen und drängen auf einen Waffenstillstand in Gaza, um eine Eskalation des Konflikts zu verhindern.
Marktkommentar Fazit: Ein komplexes Marktumfeld
Die aktuelle Marktsituation ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels mehrerer Faktoren:
- Zinserhöhungen in Japan: Das nachhaltige Ende der lockeren Geldpolitik der Bank of Japan hat den Yen gestärkt und die Aussichten für Exporteure verschlechtert.
- Massiver Ausverkauf bei Technologiewerten: Der Abverkauf wurde durch eine Abkühlung der AI-Euphorie, sehr hohe Bewertungen und wirtschaftliche Unsicherheit ausgelöst.
- Schwache US-Arbeitsmarktdaten: Die enttäuschenden Daten schüren Rezessionsängste und führen zu Forderungen nach übertriebenen Zinssenkungen durch die Federal Reserve.
- Weltpolitische Spannungen: Insbesondere die Spannungen im Nahen Osten zwischen Israel und dem Iran sorgten für zusätzliche Unsicherheit und Abwärtsbewegungen an den Märkten.
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