Die Entzauberung von FANG+

07.11.2022

Die Entzauberung von FANG+

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Autor - Florian König

Was viele Marktteilnehmer über Wochen hinweg mit Spannung erwarteten, lässt sich endlich an konkreten Zahlen messen – die Berichtsperiode des 3. Quartals befindet sich auf der Zielgeraden (zumindest in den Vereinigten Staaten). Während in Europa das Veröffentlichen erst Fahrt aufnimmt, zeichnet sich in den USA bereits ein deutliches Bild ab, nachdem mehr als 400 Unternehmen des S&P 500 ihre jeweiligen Quartalsergebnisse publiziert haben: Das nachlassende Gewinnwachstum manifestiert sich, es erleidet jedoch nicht Schiffbruch. Zu einem gewissen Teil ist dies den bereits rückläufigen Gewinnwachstumserwartungen geschuldet. So konnte ein Großteil der Unternehmen diese Erwartungen übertreffen. Vorsicht ist dennoch geboten, denn nicht alle Aktiensegmente und Sektoren präsentieren sich solide. Gerade die bisher so erfolgsverwöhnten FANG+-Aktien leiden im aktuellen Umfeld. Wir erklären warum.

Wachstumskaiser haben abgedankt

Der MSCI USA beendete den Oktober 2022 mit einem Plus von nahezu 8% (in US-Dollar). Dies gilt aber nicht für alle Aktiensegmente. Die sogenannten FANG+ Aktien, Aushängeschild der Wachstumsaktien und stehend für Facebook (firmiert mittlerweile unter Meta Platforms Inc.), Apple, Netflix und Google (mittlerweile Alphabet), worunter auch Unternehmen wie Microsoft, Amazon & Co. subsumiert werden, können nicht durchatmen. Die Talfahrt setzte sich fort und die relative Negativ-Performance weitete sich auch im Oktober gegenüber dem Gesamtmarkt aus. Die einstigen Lieblinge fallen verstärkt in Missgunst der Marktteilnehmer und verzeichneten ein Minus von ca. 6,4% (approximativ gemessen mithilfe des NYSE FANG+ Index).

Hinweis: Die Darstellung der Wertentwicklung bezieht sich auf die Vergangenheit und lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.

Einzig Apple behauptet sich

Wenn man bei den Unternehmensbeispielen Apple, Alphabet, Meta und Amazon verbleibt, so lässt sich die Talfahrt des heurigen Jahres mithilfe der Marktkapitalisierung des jeweiligen Unternehmens veranschaulichen. Das Ergebnis ist recht beeindruckend. Anfang November machte der Börsenwert von Meta, Amazon und Alphabet in Summe nur noch das Äquivalent von Apple aus. Ruft man das Jahresende 2021 in Erinnerung, so war das Bild noch konträr. In Summe verloren die drei Wachstums-Routiniers $ 2,3 Billionen an Börsenwert. Apple hingegen „nur“ rund $ 700 Milliarden.

Hinweis: Die Darstellung der Wertentwicklung bezieht sich auf die Vergangenheit und lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.

Die Gründe hierfür sind unterschiedlicher Natur. Einerseits leiden sämtliche Wachstumstitel stärker unter dem derzeit steigenden Zinsniveau. Die zukünftigen Wachstumsfantasien und damit verbundenen Ertragssteigerungen sind aufgrund der stärkeren Diskontierung, der mit steigenden Zinsen einhergeht, zum heutigen Zeitpunkt schlichtweg weniger wert. Andererseits sorgen geschäftspolitische Entscheidungen, sei es der Fokus von Meta auf das Metaverse (mit wenig ausgereiften Wachstumsplänen),  ein sich wandelndes Konsumentenverhalten aufgrund der Teuerungswelle (als spürbarer Belastungsfaktor für Amazon) oder ein beginnendes Zurückfahren von Ausgaben auf Unternehmensseite (mit negativen Folgen für die Werbeeinnahmen von Alphabet) für Kopfzerbrechen.

Apple hingegen konnte sich diesem Trend bislang weitgehend entziehen – obwohl bereits während dem Verfassen des Textes das Sentiment rund um Apple bröckelte, nachdem angekündigt wurde, dass aufgrund einer erwarteten Nachfrageschwäche und der Null-Covid Politik Chinas die iPhone-Produktion zurückgefahren werden muss. Dass sich das Schwergewicht bis dato besser entwickelte, mag daran liegen, dass das Unternehmen weniger stark als Corona-Profiteur galt, in den vergangenen Jahren weniger Rückenwind verspürte und daher nie solch überzogene Bewertungsniveaus wie manche seiner Mitstreiter erreichte oder schlichtweg daran, dass sich der Nebel rund um Apple erst nach Publikation der Zahlen zum Weihnachtsgeschäft des heurigen Jahres lichten wird. Für Anleger wird wieder einmal deutlich:  Ausreichende Diversifikation ist und bleibt ein unumstößliches Konzept und bestätigt die Prämisse „Winning more by losing less“. Denn um einen Verlust von nahezu 75%, so wie es Meta im heurigen Jahr seinen US-Dollar-Anteilseignern antut, wieder aufzuholen, verlangt es bereits ein Plus von 300%.

Günstig ist nicht gleich gut

In Anbetracht der bestehenden Unsicherheiten bleiben wir deshalb unserer bisherigen Linie treu: In unserer Kathrein Investment Strategy werden Aktien weiterhin untergewichtet, wenngleich eine Verbesserung der modellbasierten Beurteilung zuletzt zu erkennen war. Innerhalb des Aktienvermögens werden Value-Titeln gegenüber dem Wachstumssegment bevorzugt; Wachstumswerte sollten jedoch auch nicht komplett vernachlässigt werden.

Es bedarf dabei einer sorgfältigen Selektion bei Themen sowie Unternehmen. Überdies sollte der Fokus nicht ausschließlich auf günstige Unternehmen gelegt werden, sondern vielmehr auf gesunde Unternehmen. Denn oftmals gibt es triftige Gründe, weshalb Unternehmen im Vergleich zu den Mitbewerbern oder zum Gesamtmarkt günstig erscheinen.

Disclaimer

Diese Information stellt hat das Ziel, eine allgemeine Übersicht über aktuelle Marktdaten zu geben und beinhaltet keine direkte oder indirekte Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie im Sinne einer Finanzanalyse.

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